Wer ist denn eigentlich der komische Kerl, der immer über SAAB herumquatscht?
Für diejenigen, die mich noch nicht kennen, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, mich kurz vorzustellen. Ein paar Kleinigkeiten aus meinem Leben sind durchaus wichtig, um meine SAAB-Verrücktheit nachvollziehen zu können:
Mein Name ist Thorsten Ziehm, ich lebe im nördlichen Deutschland, genauer gesagt in einer Kleinstadt namens Uetersen in Schleswig-Holstein. Geboren wurde ich, so wurde mir erzählt, im Jahre 1969.
Seit 1989, mit kurzer Unterbrechung von zweimal 3 Jahren und einmal 10 Monaten (dazu nachher mehr), fahre ich im Alltag schon SAAB. Auf diese Marke gebracht hat mich mein damaliger Nachbar, Jürgen Kolodziej, der zufällig in der gleichen Straße, in der ich damals wohnte, eine SAAB-Niederlassung betrieb. Die Werkstattprobefahrten erfolgten immer vor meiner Haustür – der röchelnde Auspuffklang des SAAB 900 faszinierte mich schon damals!
So war der Weg zu SAAB schon einmal geebnet.
Da mein erstes “richtiges Auto” im Jahre 1989 bereits ein 1985er SAAB 900 Turbo 8V war, anschließend in Folge zwei SAAB 900 Turbo 16S folgten, nebenbei immer ein Oldie in Form eines SAAB 96V4 oder SAAB 95V4 vorhanden war, entwickelte sich SAAB sehr schnell auch zu einem Hobby. Neben der eigenen SAAB-Fan-Website saab-team.de (die nach über 10 Jahren Ende 2008 geschlossen wurde), der Organisation von SAAB-Stammtischen, der Sammlung von SAAB-Modellautos und der Restauration einer SAAB-Sonett III von 1973 erfolgten in der Freizeit diverse weitere Aktivitäten rund um die Marke SAAB.
Seit Ende 1998 bin ich Fahrlehrer der Klasse BE (Pkw) – hier begann dann auch meine erste kurze Auszeit von SAAB als Alltagsauto, weil ich damals dachte, als Fahrlehrer müsse man einen Golf fahren.
Bereits 2002, nachdem ich in der kurzen Zeit zwei Golf IV verschlissen hatte, folgte aber auch für den Beruf wieder ein richtiges Auto: ein silberner SAAB 9³ TiD Anniversary als Neuwagen – einer der Allerletzten der alten Bauform – mit Lederausstattung, Standheizung und großen 17-Zoll-Alufelgen!
Dieses Fahrzeug widersprach eigentlich aller Vernunft und allen finanziell sinnvollen Gesichtspunkten aus der Sicht eines Fahrlehrers!
Aber auf diese Weise wurde das Hobby auch im Beruf wieder in den Vordergrund gerückt.
Als einziger SAAB-Fahrschulwagen in Deutschland erfreute sich dieses Auto sowohl bei den Fahrschülern, als auch bei den Prüfern großer Beliebtheit.
Der Verkauf erfolgte Ende 2007, um dafür einen 2006er SAAB 9-5 TiD Hirsch SportCombi, den “Roten Eimer” zu erwerben. Nach großen Problemen mit eben diesem SAAB 9-5 TiD Hirsch SportCombi (Insider kennen die Geschichte rund um den “Roten Eimer”), den ich Anfang 2008 als Zweijährigen erwarb, habe ich meine Aktivitäten rund um SAAB dann stark zurückgeschraubt. Den “Roten Eimer” habe ich nach genau 12 Monaten und 25 Werkstattaufenthalten (immer nur “Kleinigkeiten”, wie z.B. Getriebeschäden, Lenkungsspiel, gebrochene Stoßdämpfer, abgerissene Drallklappen, usw.) Anfang 2009 völlig entnervt verkauft und gegen einen AUDI A3 getauscht, mit dem ich 3 Jahre zufrieden, aber ständig über den winzigen Kofferraum schimpfend und völlig emotionslos, auf den Straßen unterwegs war. Das war die zweite SAAB-Auszeit.
Meine Frau Marett, mittlerweile von der SAAB-Macke angesteckt, fuhr in dieser Zeit mit großer Begeisterung einen SAAB 900 Turbo 16S aus dem Jahre 1988. Dieser Wagen glänzte durch Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit ebenso wie durch solide Autobaukunst. Als 2011 sehr umfangreiche Blecharbeiten erforderlich wurden, haben wir uns schweren Herzens von diesem SAAB-Klassiker getrennt.
Da ich aber, wieder mehr aus sentimentalen als vernünftigen Gründen, den 2002er SAAB 9³ TiD, den ich 2007 verkauft hatte, 2010 vom damaligen Käufer zurückkaufte und dieses Auto “irgendwie über war”, fuhr meine Frau seit dieser Zeit nun “meinen” SAAB 9³, den ehemaligen Fahrschulwagen.
Anfang 2012, nach 3 Jahren Audi, bin ich dann erneut rückfällig geworden:
Als ich beim SAAB-Händler eigentlich nur zwei Plastikhalter für eine Verkleidung in unserem SAAB 9³ kaufen wollte, entdeckte ich dort einen SAAB 9³ TTiD Aero SportCombi aus dem Jahre 2008, in den ich mich sofort verliebte. Da mein AUDI-Leasing eh gerade sein Ende erreichte, passte das perfekt! Das waren die teuersten Plastikhalter meines Lebens….
Dieser SAAB begleitete mich auch wieder lange Zeit treu und zuverlässig und bereitete jeden Tag aufs neue extremen Fahrspaß. Täglich spulte er seine Kilometer ab und brachte mich sicher zur Arbeit – so soll es sein! Aber leider kam dann diese allgemeine Diesel-Diskussion gepaart mit Fahrverboten:
Es handelte sich bei meinem SAAB um einen Euro-4-Diesel, für den es auch in Hamburg schon erste Verbotszonen gibt. Da dann auch noch eine sehr, sehr teure Reparatur fällig wurde, fiel Ende 2018 bei einer Gesamtlaufleistung von knapp über 280.000km die Entscheidung, den SAAB TTiD zu verkaufen. Da hat doch bei mir tatsächlich einmal die (finanzielle) Vernunft gesiegt – das kommt in Sachen SAAB extrem selten vor…
Seit Oktober 2018 fuhr ich dann im Alltag (leider) keinen SAAB mehr, war dafür aber vibrationslos und leise elektrisch unterwegs – zwar kein SAAB, aber auch nicht schlecht: Mein erster Opel in meinem Leben, aber wirklich nicht schlecht: Der AMPERA! Und gerade mit diesem Modell war ich noch exklusiver unterwegs, als mit SAAB. Nach nur 10 Monaten toller Erfahrung mit der E-Mobilität versuchte der Fahrer eines rumänischer 40-Tonners minder erfolgreich einen Fahrstreifenwechsel auf der A7, so dass mein Opel gegen eine Betonwand gedrückt wurde und dabei umfangreiche Blechkaltverformungen erlitt – Totalschaden.
Damit endete dann die 10-monatige SAAB-Auszeit.
Anfang 2019, also noch vor dem AMPERA-Unfall, war der silberne SAAB 9³ TiD mit mittlerweile 17 Jahren TÜV-fällig und wir kauften für meine Frau einen kleinen, wendigen Polo – perfekt als kleiner Stadtflitzer.
Der Diesel war dafür denkbar ungeeignet: Durch das viele Kurzstreckefahren kam es immer wieder zu Problemen mit dem AGR-Ventil. Der SAAB wurde erst einmal abgemeldet und mit noch einmal frischer Hauptuntersuchung (ohne Mängel!) in die Garage gestellt. Damit war der silberne SAAB 9³ TiD ja dann irgendwie wieder einmal „über“. Das sollte sich aber bereits 5 Monate später als sehr praktisch erweisen:
Nach dem AMPERA fuhr ich nun seit September 2019 wieder meinen 2002 als Neuwagen erworbenen SAAB im Alltag! Er wurde etwas optimiert (Großes Soundsystem nachgerüstet, Aero-Lenkrad) und wieder richtig hübsch gemacht (Teillackierung, Aufbereitung).
Anfang 2020 erfolgte die Anschaffung eines 2002er SAAB 9³ Anniversary Cabrios mit 220 PS – auch bei diesem SAAB gab es viel Arbeit: Teillackierung, Fahrwerksumbau, Aufrüstung Audiosystem, diverse Reparaturen – hat schon Spaß gemacht. Durch viele Sonnentage konnten wir das Offenfahren an Wochenenden und auf dem Weg zur Arbeit auch sehr genießen. Trotzdem erfolgte bereits im September zum Saisonende der Verkauf, um Platz für ein neues Projekt zu bekommen…
Im Oktober 2020 lief mir dann tatsächlich wieder ein begehrenswerter SAAB über den Weg, der bei mir den „Must-Have“-Reflex auslöste: einer der letzten SAAB 9³! Ein SAAB 9³ Aero SportCombi mit TX-Paket in meiner Traumfarbe rot, und dann auch noch ein später 2011er mit Vollausstattung. Da konnte ich nicht anders…. So sind sie halt, die SAAB-Fahrer! Auch dieser SAAB wird fein optimiert und dann hoffentlich viele Jahre bei mir bleiben.
Somit war der silberne SAAB 9³ TiD nun schon zum dritten Mal „irgendwie über“ und wurde trocken und sicher eingelagert. Der SAAB 9³ SportCombi mit so allerlei Schnickschnack (Xenon-Kurvenlicht, Navi, Reifendruckkontrolle, Standheizung, Regensonsor, usw.) begleitet mich nun im Alltag. Mittlerweile haben Nachforschungen ergeben, dass es sich um einen der 20 letzten produzierten SAAB 9³ SportCombis handelt!
Im Wohnzimmer und in der Garage hängen SAAB-Leuchtreklamen, überall trifft man auf Bücher, Prospekte, mehr als 480 Modellautos und allerlei Krimskrams rund um die Marke SAAB. Sogar im Garten findet man eine SAAB 900-Alufelge als Schlauchhalter und eine SAAB 99-Nockenwelle als Pflanztopfhalter. Mittlerweile haben auch weitere SAAB-Leuchtreklamen von der Auflösung eines SAAB-Autohauses Einzug gehalten und werden demnächst montiert.
Man kann also sagen, dass SAAB für mich jahrelang mehr als ein Auto gewesen ist und auch heute noch ist.
SAAB ist geradezu eine Lebenseinstellung, ein Hobby, eine Leidenschaft.
Durch die Teilnahme an SAAB-Treffen haben wir auch viele interessante Menschen kennenlernen dürfen, so dass z.B. unsere mittlerweile besten Freunde auch langjährige SAAB-Fahrer sind. Mein Leben wurde und wird durch SAAB geprägt… Und das ist auch gut so!
Ich könnte zwar sicherlich ohne SAAB leben (habe ich aber noch nie probiert!), aber warum sollte ich das tun?
Seit Pfingsten 2014 habe ich meine SAAB Sonett III restauriert, die Anfang 2017 dann endlich fertig wurde. Meine SAABigen Aktivitäten drehen sich nun sehr viel um diesen SAAB: Oldtimertreffen, Ausfahrten, SAAB-Treffen, Schrauber-Workshops und Vieles mehr. Es bleibt also weiter interessant!
Und zum Abschluss dieser schnellen Zusammenfassung nun noch ein Foto aus längst vergangenen Zeiten. Es entstand irgendwann im Jahre 1992 und zeigt mich mit meinem damaligen 1987er SAAB 900 Turbo 16S – man beachte die portugiesischen Kennzeichen (ich habe damals dort gelebt).
Direkt weiter zu Werkstatt & Tech2 →